Kinderbuch, Ab 8 Jahren. Mit Illustrationen von Iris Hardt. Erstmals erschienen im Thienemann Verlag 2008. Edition Gegenwind 2012

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Inhalt

„Früher wäre ich einfach über die Straße gegangen, hätte bei Bea geklingelt und wir hätten zusammen gespielt und uns Geschichten ausgedacht, die keiner wissen durfte.“
Doch Bea, Jans beste Freundin, ist mit ihren Eltern nach Schanghai gezogen, ans andere Ende der Welt. Jan vermisst sie sehr. Zum Glück gibt es E-Mails – und einen Jungen, der neu in Jans Klasse kommt. Obwohl das erst gar nicht nach einem Glück aussieht …

Interview mit Gabriele Beyerlein zu „Bea am anderen Ende der Welt“

geführt von Heinke Schöffmann, Thienemann Verlag

H.Sch.: Ihnen ist mit „Bea am anderen Ende der Welt“ ein sehr sensibles Buch über die Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Mädchen gelungen. So eine Kinder-Freundschaft zum anderen Geschlecht ist ja eher die Ausnahme (dessen ist sich auch Jan, der Protagonist, bewusst). Wie kamen Sie auf die Idee?

G.B.: Ich kenne eine ganze Reihe von Beispielen enger Kinderfreundschaften zwischen einem Jungen und einem Mädchen und glaube daher nicht, dass sie etwas Seltenes sind. Etwas Besonderes ist die Freundschaft zwischen Jan und Bea, von der ich erzähle, trotzdem – und das hoffe ich spürbar gemacht zu haben.

H.Sch.: Glauben Sie, dass es Kinderfreundschaften heute schwerer haben zu halten? In einer globalisierten Welt, in der Erwachsene für ihre Arbeit flexibel und nicht ortsgebunden sein sollten?

G.B.: Ja, sicher. Ich erzähle in meiner Geschichte von den Folgen, welche die heute immer mehr geforderte Mobilität für die Freundschaften von Kindern hat. Doch wie es bei so vielem ist, hat auch die Mobilität verschiedene Seiten. Sie trennt nicht nur Freunde voneinander, was sehr schmerzlich sein kann, sie bringt auch bislang fremde Menschen zusammen und lässt neue Freundschaften entstehen, und sie erweitert den Horizont, bringt neue Erfahrungen und hilft zu tieferem Verstehen der anderen. Auch davon erzählt die Geschichte von „Bea am anderen Ende der Welt“.

Rezensionen

„Die Autorin erzählt sehr feinfühlig von den Schmerzen des Abschieds, aber auch von der Neugier auf Fremdes und Exotisches.“ (Dagmar Borchard in Das neue China Nr. 4/Dez 2010)

„Eine Geschichte, wie sie in der heutigen Zeit immer öfter vorkommt“, urteilt Hopp Kids Nr 15/2011 mit Verweis auf die von den Eltern in der Arbeitswelt zunehmend geforderte Mobilität.

Die zehnjährige Miriam Schöne schreibt in ihrer Rezension in der Nürnberger Zeitung vom 5.9.2009: „Mir hat das Buch sehr gefallen, weil es spannend und lustig ist.“ Die Gefühle der Kinder würden so gut geschildert, dass man richtig mitfühlen könne.

„Eine feinfühlige Geschichte um Freundschaft zwischen Jungen und Mädchen und um die Schwierigkeit, zu einem etwas anderen Freund und zu seinen eigenen Gefühlen zu stehen.“ (Irene Beglinger-Flückiger in IDS Basel Bern)

„Sehr schöne, einfühlsame Geschichte“, die bestens als Gesprächseinstieg über Freundschaft und Abschied/Umzug geeignet sei, urteilt Karin Steinfeld-Bartelt in Der evangelische Buchberater Nr.1/2009.

„Gabriele Beyerlein erzählt die Geschichte vom sich Trennen und wieder Finden […]mit einem tröstlichen Ansatz.“ (Ulrike Frenkel in der Stuttgarter Zeitung, 9.12. 2008)

Im KI.KA stellte die neunjährige Line H aus Freiberg das Buch vor (VÖ 21.10. – 28.10.2008): „Wenn es Zensuren gäbe, würde ich dem Buch eine 1 geben.“

Susanne Schramm in der Westdeutschen Zeitung (17.1.2009): „Ein Buch über Freundschaft. Über das Einander Liebhaben und Vermissen. Über Vertrauen, das man erst aufbauen muss.“

Leseproben

Bea ist das netteste Mädchen auf der Welt. Sie hat dunkle Haare und Grübchen in den Wangen, wenn sie lacht. Sie lacht oft, aber nicht so doof wie andere Mädchen. Bea kann auch sehr ernst sein. Und zuhören. Und Geheimnisse bewahren. Ihr kann man Dinge sagen, die man sich sonst niemandem zu sagen traut. Und – ach, überhaupt. Mit Bea ist es anders als mit jedem anderen Mädchen und anders als mit Flo und meinen übrigen Freunden sowieso.
Ich lese Beas Brief so oft, bis ich ihn auswendig kann. Das Foto, das von Bea vor dem Fernsehturm, kenne ich auch schon auswendig. Aber langweilig wird es mir trotzdem nicht.
Unser verwunschener Garten …
Ich bin nie mehr dort gewesen, seit Bea weggezogen ist. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nicht geht. Weil es eben unser Garten war, auch wenn er uns nicht wirklich gehört hat. Er gehört zu einem uralten Haus, das schon lange leer steht. Der Garten ist fast so groß wie der Park von einem Schloss und völlig verwildert. Außer uns war da bestimmt seit Jahren niemand mehr drin.
Gras, Blumen und Büsche wachsen dort völlig durcheinander, und die Bäume sind alt und wunderschön. In diesem Garten haben wir gespielt, wir wären zwei arme Kinder, die keinen Menschen mehr auf der Welt hätten, und wir müssten uns dort vor einer feindlichen Bande verstecken. Oder wir wären auf der Flucht vor Räubern. Aber die haben uns nie gefunden.
Und dann haben wir das Gartenhäuschen entdeckt, das ganz und gar mit Rosen zugewachsen war. Wir haben es Rosenburg genannt. Wenn wir da drinnen gesessen und die Rosen gesehen haben, die zu den Tür- und Fensteröffnungen reingewachsen sind, und wenn die Sonnenstrahlen durch die Blüten geschienen haben, sodass sie wie Feuer geglüht haben – dann war es, als wären wir in einer anderen Welt. Einer Welt, die nur uns gehört hat, Bea und mir, uns ganz allein.
Plötzlich hält es mich nicht mehr auf meinem Hochbett.
Ich muss wissen, wie es da jetzt aussieht. Und dann muss ich an Bea schreiben und ihr davon erzählen. Das wird ein toller Brief …

(„Bea am anderen Ende der Welt“, Seite 55 – 56)