Geboren wurde ich 1949 in Roding im Bayrischen Wald, vier Jahre, nachdem der 2. Weltkrieg zu Ende war. Meine Familie hatte durch den Krieg ihre Heimat und ihren Besitz verloren. So bin ich anfangs als Flüchtlingskind unter Flüchtlingen groß geworden. Als ich drei Jahre alt war, sind meine Eltern mit meinen drei älteren Schwestern und mir nach Kulmbach in Oberfranken gezogen. Dort bin ich zur Schule gegangen, erst in die Volksschule und dann in ein Mädchengymnasium.

Schule hat mir gefallen. Am meisten Spaß hat es mir gemacht, im Schulorchester mitzuwirken, im Schulchor mitzusingen, Theater zu spielen und selbst etwas für die Schule zu organisieren. Mit einigen Freundinnen habe ich auf dem Gymnasium eine Schülerzeitung gegründet, für die ich viel geschrieben habe. Danach war ich Schulsprecherin, oder – wie das damals hieß – „Vorsitzende der Schülermitverantwortung“. Für ein Schulfest habe ich mein erstes Theaterstück geschrieben.

Nach dem Abitur habe ich in Erlangen angefangen Medizin zu studieren, aber bald gemerkt, dass das nicht das Richtige für mich ist. Ich habe dann Psychologie studiert, und das fand ich sehr interessant.

Auf der Hochzeit meiner Schwester habe ich Wolfgang, meinen Mann, kennen gelernt – d. h. zu dem Zeitpunkt war er natürlich noch nicht mein Mann. Er arbeitete als Bauingenieur in München, während ich in Wien und Erlangen studierte. Damals habe ich viel Zeit in der Bahn verbracht, aber da ich so gerne gelesen habe, hat mir das nichts ausgemacht: jede Bahnfahrt ein Buch. Das blieb auch nach unserer Heirat noch ein Zeit so, denn nach dem Studium arbeitete ich in Erlangen an der Universität, während er inzwischen in Stuttgart an der S-Bahn plante. An der Universität habe ich mich in einem Forschungsprojekt mit ziemlich theoretischen Dingen beschäftigt und Unterricht für Psychologie-Studenten gehalten. Erst 1978, kurz bevor unser erstes Kind geboren wurde, haben mein Mann und ich es geschafft, richtig zusammenzuziehen: in Nürnberg. Keine zwei Jahre später wurde unser zweites Kind geboren.

Meine Kinder wollten Geschichten hören, das habe ich gemerkt, als mein Sohn noch keine zwei Jahre alt war. (Meine Tochter war noch ein Baby, ihr war es zu dem Zeitpunkt noch egal, was man ihr erzählte.) So habe ich angefangen zu erzählen. Erst waren es ganz kleine Geschichten. Dann wurden meine Kinder größer und mit ihnen meine Geschichten. Zu Weihnachten 1985 habe ich ihnen ein selbst gemachtes Buch geschenkt: Ich habe eine Gespenstergeschichte für sie geschrieben. Ein halbes Jahr später ist mein erstes Jugendbuch entstanden. Und plötzlich war mir klar: Schreiben – das ist das, was ich will.Seit 1987 bin ich „freie Schriftstellerin“, d. h. Bücher zu schreiben und Lesungen zu halten ist mein Beruf, mit dem ich mein Geld verdiene. Inzwischen sind wir mehrmals umgezogen. Unser Umzug von Bayern nach Hessen hat mich zu dem Buch „Der schwarze Mond“ inspiriert. Meine Kinder sind erwachsen geworden und aus dem Haus gegangen. So lebe ich jetzt mit meinem Mann in Darmstadt in einer alten Mühle. Und schreibe und lese und schreibe …