Erzählungen, Gedichte und Bilder von Gabriele Beyerlein, Thomas Fuchs, Ulrich Karger (Hrsg.), Manfred Schlüter und Christa Zeuch. Zum Vorlesen und zum Selberlesen, ab 5 Jahren.

Mit Illustrationen von Manfred Schlüter.

Edition Gegenwind, BoD Norderstedt, 2013

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Inhalt

Spannendes, Mutmachendes und Witziges für Kinder zwischen 5 und 9 Jahren. Ein Lese- und Vorlesebuch.

Darin von Gabriele Beyerlein: Verloren auf Burg Frankenstein; Kathrin geht verloren.

Leseprobe aus „Verloren auf Burg Frankenstein“

Ich habe mich so auf unseren Schulausflug zur Burg Frankenstein gefreut. Aber jetzt ist alles blöd. Und das liegt an diesem Christof. Dauernd ärgert er Nina, und Nina ist meine beste Freundin.

Wir machen Brotzeit im Burghof. Christof reißt Nina die Kappe vom Kopf. „Hol sie dir! Na los, hol sie dir!“ ruft er und schwenkt die Kappe hoch in der Luft.

Nina springt danach, aber Christof rennt weg. Nina läuft hinter ihm her. Da stolpert sie und fällt hin. Ihr Knie blutet. Sie ist auf ein Gitter gefallen, das über einen tiefen Schacht gelegt ist. Nina versucht sich die Tränen zu verkneifen.

 „Komm!“, sagt Frau Hahn, unsere Lehrerin. „Wir müssen das verarzten!“ Frau Hahn macht Nina ein Spray und ein Pflaster auf das Knie. Christof steht daneben.

„Daran bist du schuld!“, sage ich zu ihm.

Er zuckt die Schultern. „Kann ich doch nichts dafür, wenn sie hinfällt!“, meint er.

Doofer Kerl!

Plötzlich schreit Nina auf: „Meine Halskette ist weg! Meine goldene Kette!“ Jetzt heult sie doch.

„Das war Christof! Er wird deine Kette geklaut haben!“, behaupte ich. Christof starrt mich wütend an.

 „Was sagst du da, Rebecca?“, fragt Frau Hahn.

„Christof hat es auf Nina abgesehen!“, antworte ich. „Er hat ihr die Kappe vom Kopf gezogen. Bestimmt hat er ihr dabei die Kette weggerissen!“

„Christof, so geht das nicht!“, schimpft Frau Hahn. „Ich muss einmal ein ernstes Wort mit dir reden. Und mit deinen Eltern.“

Christof wird knallrot. „Das stimmt doch gar nicht!“, sagt er. „Ich war es nicht!“

„Das werde ich schon herausbekommen!“, droht Frau Hahn. „Aber vielleicht hat Nina ihre Kette auch einfach verloren?“ Dann ruft sie: „Hört her! Nina vermisst ihre goldene Halskette! Helft alle suchen!“

Wir suchen jeden kleinsten Winkel ab. Den ganzen Burghof. Aber die Kette finden wir nicht.

„Hab ich doch gleich gesagt!“, meine ich. „Christof hat sie geklaut!“  

„Christof, dreh mal deine Hosentaschen um!“, befiehlt Frau Hahn.

Auf einmal ist Christof richtig weiß im Gesicht. Er presst die Lippen zusammen. Dann zieht er seine Hosentaschen heraus. Keine Kette. Er muss sogar seinen Rucksack ausleeren. Dort ist die Kette auch nicht.

„Ich glaube, ich habe dir Unrecht getan, Christof!“, sagt Frau Hahn. „Tut mir leid. Und jetzt kommt, gleich beginnt unsere Burgführung!“

Christof zischt mir zu: „Du gemeines Aas! Das wirst du mir büßen!“ Mir wird ziemlich heiß.

(„Bücherwurm sucht Leseratte“, 2013, Seite 7 – 9)

Leseprobe aus „Kathrin geht verloren“ 

Kathrin sitzt auf Papas Schultern. Von dort oben kann sie alles sehen: die Geisterbahn und die Losbude, das Riesenrad und die Wildwasserrutsche und überhaupt das ganze Volksfest. Dicht an dicht drängen sich die Menschen um sie. Kathrin ist größer als sie alle. Wenn sie wollte, könnte sie ihnen auf die Köpfe spucken. Will sie aber nicht. Kathrin will lieber Kinderkarussell fahren und dabei auf dem roten Elefanten reiten oder auf dem weißen Pferd.

„Darf ich Karussell fahren?“, fragt sie ihren Papa.

„Vielleicht später!“, sagt er. „Erst will ich ein Fischbrötchen. Du auch?“

„Bäh!“, macht Kathrin.

Papa lacht, hebt Kathrin von den Schultern und stellt sich bei dem Fischstand an. Jetzt kann Kathrin nichts mehr sehen. Nur noch dicke Bäuche, Jeansjacken und Fischbrötchen hinter Glas. Langweilig ist das. Da schaut sie sich doch lieber das Karussell an. Bis Papa endlich sein Brötchen hat, ist sie längst wieder zurück.

Sie drängt sich zwischen den Leuten auf die andere Seite der Gasse durch. Das ist gar nicht so einfach. Dauernd wird sie geschubst und angerempelt und dann plötzlich wird sie vorwärts geschoben, immer weiter die Gasse hinab, immer weiter von dem Karussell weg und von der Fischbude und von Papa. Sie will umkehren, aber das geht nicht, die Leute drücken sie einfach weiter. Endlich schafft sie es, aus dem Menschenstrom auszubrechen. Sie schlängelt sich wieder zurück. Aber sie findet das Karussell nicht mehr und auch nicht die Fischbude und Papa.

Sie läuft hin und her. „Papa!“, ruft sie immer wieder, „Papa!“ Keine Antwort. Bestimmt sucht er sie, aber er kann sie nicht hören, weil es so laut ist, und er kann sie nicht sehen, weil sie so klein ist, und überall die vielen Leute um sie herum und keiner hilft ihr. Kathrin heult, die Tränen laufen ihr über das Gesicht. Vielleicht sieht sie Papa nie wieder. Und Mama auch nicht, die daheim auf sie wartet, denn Kathrin weiß nicht, wie sie den Weg nach Hause finden soll.

(„Bücherwurm sucht Leseratte“, 2013, Seite 17 – 18)

Rezensionen zu „Verloren auf Burg Frankenstein“

Psychologisch glaubhaft sei eine „realistische Story aus der Perspektive eines Mädchens“ erzählt, „das so die mittelalterliche Atmosphäre einer Burg erlebt“, resümiert das Eselsohr 4, 2002

Silke Heere-Lehmannschreibt für den ekz-Informationsdienst 12/2002, die Erzählung sei empfehlenswert für jüngere Schulkinder, die „etwas Spannendes lesen möchten.“

A.Fabinski-Kühl urteilt für „Jugendliteratur und Medien“ Nr. 02-319: „Für Leseanfänger sehr spannend“ und „Wirklich sehr empfehlenswert.“