Über das Schreiben
Wenn ich an einem Roman aus geschichtlicher oder vorgeschichtlicher Zeit arbeite, so steht vor dem Schreiben eine lange Zeit vielschichtiger Recherche und intensiven Denkens. Wenn ich eine phantastische Geschichte erzähle, genügt für den Anfang eine zündende Idee, ein Thema, aus dem sich nach und nach alles entwickelt. Das scheint sehr unterschiedlich zu sein. Und doch ist so vieles gemeinsam: der literarische Prozess, das Schöpfen aus der Intuition, das Hineinschlüpfen in die handelnden Personen, das völlige Versinken in einer fremden Welt – und nicht zuletzt die Suche nach dem, was zeitlos wichtig ist und was vielleicht gerade in der Verfremdung durch eine andere Welt umso klarer hervortritt.
Über das Schreiben historischer Romane
Recherchieren, mich in Fachliteratur vergraben, an Handlungsorte fahren, Museen und Archive besuchen, Quellen studieren, mit Fachwissenschaftlern reden, Querverbindungen zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Ansätzen ziehen und zu meiner eigenen Sichtweise kommen – das ist eine vielschichtige Arbeit, die ich liebe. Wenn ich nach einer langen Zeit solcherart Vorbereitung alles Theoretisieren aussetze und mich in einen schwebenden, vagen und nur noch halbbewussten Zustand gleiten lasse, dann entstehen in mir intuitiv Personen und Geschichten, die um mehr wissen als ich. Das, was ich dann sehe, träume und erlebe, in die richtige Form zu bringen und die Spreu vom Weizen zu trennen, ist ein Kampf, der mich immer wieder neu reizt. Schreiben ist für mich Glück und Qual, Leichtigkeit und Anstrengung, kurz: das Leben auf den Brennpunkt gebracht.